Leon Zelman über Epstein-Lösung verärgert
Wien - Dem alten Herrn sind die Tränen gekommen, als er vergangenen Montag zur Eröffnung des Palais Epstein gekommen ist - es waren aber nicht nur Tränen der Rührung über die sorgsame Renovierung, sondern vor allem des Ärgers. Der Leiter des Jewish Welcome Service, Leon Zelman, zum Standard: „Ich hatte geträumt, dass es ein Schild geben wird: ,Palais Epstein - Haus der Geschichte'. Und was lese ich auf der Einladung? ‚Dependance des Parlaments’ ist da gestanden."Das sei zu wenig - und es widerspreche auch dem, was ihm Vertreter des Parlaments seit Jahren zugesagt hatten. Zelman hatte sich ja ursprünglich dafür eingesetzt, dass das im Auftrag des Bankiers Gustav Epstein in den Jahren 1868 bis 1871 von Theophil Hansen errichtete Palais als ein Haus der Geschichte und der Toleranz genutzt wird. Hier sollten schwerpunktmäßig auch der jüdische Beitrag zur österreichischen Kultur und die Verluste durch die Ermordung der Juden belegt werden. Im Nationalrat wurde dann aber beschlossen, das Palais als Bürogebäude für das Parlament zu adaptieren - allerdings mit einem Ausstellungszentrum, das am 7. November eröffnet werden soll.Ein vollwertiger Ersatz für das ursprüngliche Vorhaben sei diese Visitenkartenfunktion nicht, betont Zelman, aber: „Es wird nie ein Haus der Geschichte kommen, darauf einigen sich die Parteien ja doch nicht." Dem Nationalratspräsidenten Andreas Khol will er besonders auf die Finger schauen: „Der ist mir zu süß - er umarmt mich erst, und dann nennt er das Epstein eine ,Dependance’“ (cs)