Zeitzeugen gesucht
Geschichtsprojekt "russische Besatzung"

Wien – "Wir wollen mit vorgefertigten Meinungen, die man heute noch an manchen Stammtischen hören kann, Schluss machen", sagt der Historiker Stefan Karner über sein Geschichtsprojekt "Die Rote Armee in Österreich 1945–55". Das soll wohl heißen, dass man sich nicht nur auf die Themen "Frau, komm! " und "Uhra, Uhra! " beschränken, aber das auch nicht aussparen will. Und dafür sucht man auch in Österreich Zeitzeugen. Karners "Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung" plant bis 2005 einen dreibändigen Forschungsbericht, an dem derzeit über 20 österreichische und russische Forscher mitarbeiten. Erste Ergebnisse aus Moskauer Archiven gibt es auch: Rund 270.000 Rotarmisten erhielten etwa den "Orden für die Einnahme Wiens" am 13. April 1945 . Das Österreich-Bild der ehemaligen Rotarmisten sei bis heute "äußerst positiv". Umgekehrt ist es angesichts der Plünderungen und Vergewaltigungen wohl anders – und nicht nur wegen der Äußerungen von FP-Stadler ("keine Befreiung"). Karner legt aber Wert darauf, dass es keinen "politischen Auftrag" gibt (rau)


Kontaktadresse für Zeitzeugen: Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung,
Graz: 0316-82 25 00,
bik-graz@bik.ac.at
www.bik.ac.at

Der Standard, 11.4.2003 Seite 10