14.04.2003 - Kultur News © Die Presse | Wien                                              Startseite
"Schwarze" Vorsorge für den Nachruhm 
Viele Schwarzgeld-Millionen werden nach Wien zurückfließen für ein Wotruba-Museum. 
VON HANS HAIDER 

1975 starb der Bildhauer Fritz Wotruba, zehn Jahre nach ihm seine Frau Lucy. Alles Vermögen erbte ein gemeinnütziger Verein, der Wotrubas bildhauerischen und grafischen Nachlass erhalten, pflegen, der österreichischen Öffentlichkeit zugänglich machen will. Inzwischen verstorbene Proponenten wie Gottfried von Einem und Rudolf Kirchschläger hatten sich ebenso vergeblich darum bemüht wie Heinz Fischer und Erhard Busek. Doch nun sind sogar zwei Varianten aktuell: 

--> Wotruba im ehemaligen Museum des XX. Jahrhunderts im Schweizergarten, das von der   Österreichischen Galerie Belvedere total renoviert wird und Räumlichkeiten nach Ideen des Architekten Markus Spiegelfeld für die Unterbringung der Skulpturen und Grafiken angeboten hat; 
--> ein neugebautes Wotruba-Museum unterhalb der Wotruba-Kirche in Mauer. 

Die eine wie die andere Lösung kann vom Verein finanziert werden. Ihm wurden für diesen Zweck die Wotruba-Villa in der Wiener Felix-Mottl-Straße und auch jenes Vermögen vererbt, das der Bildhauer im Ausland (vor allem mit Nachgüssen von Steinplastiken in Bronze) verdient und vorbei an der Einkommens-, Vermögens- und Erbschaftssteuer in der Schweiz gebunkert hatte. 
Christa Kamm in Zug, Tochter des Sammlers und Kunsthändlers, bei dem Wotruba als Flüchtling (seine Frau war als Jüdin verfolgt) Unterschlupf und Erwerb fand, hat seit 1975 wenigstens dreißig Millionen Schilling treuhänderisch verwaltet und vermehrt. Sie parkte einen Teil des Vereinsvermögens in Liechtenstein. Die dort gegründete "Duina"-Stiftung wurde 1986 in eine "Foundation for the Promotion of Skulpture" umgewandelt. Christa Kamm ist heute Vizepräsidentin, der KHM-Generalsdirektor Wilfried Seipel Präsident des "Vereins der Freunde zur Erhaltung und Betreuung des künstlerischen Nachlasses von Fritz Wotruba". 

Vor einem Jahr bereits schien eine Wotruba-Dauerbetreuung durch die Albertina zum Greifen nahe. Für 726.000 Euro (zehn Millionen Schilling) plus Betriebskostenzuschuss hätte der Verein die Wotruba-Kunst auf zwanzig Jahre dort unterbringen dürfen. Doch Direktor Schröder kapitulierte, als er beim genauen Studium des Nachlasses zu wenige Stein-Unikate und qualitätvolle Blätter für eine Dauerausstellung fand. 

Die Rechnungsprüfung des Vereins liegt in den Händen der Wiener Wirtschaftsprüfungskanzlei Centurion, wo auch der SPÖ-Kurzzeitfinanzminister Andreas Staribacher als Geschäftsführer arbeitet. In den Centurion-Berichten ist freilich das "schwarze" Vereinsvermögen nicht gelistet.
                                                                                                                                 
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