Altbundeskanzler Franz Vranitzky plädiert für eine Nachdenkpause bei dem von der Regierung geplanten "Haus der Geschichte".  

Wie berichtet, soll ein fünfköpfiger Historikerbeirat im Bildungsministerium bis Ende Mai einen ersten Fahrplan für das Zeitgeschichte-Museumsprojekt vorlegen, bis Jahresende soll das Gesamtkonzept stehen.

 Für Vranitzky ist das überstürzt: "Ich würde alles, was jetzt auf dem Tisch liegt, wegräumen. Nach dem Debakel des Jahres 2005 sind die Köpfe nicht frei genug, um sich mit etwas auseinanderzusetzen, von dem man bis heut nicht weiß, was es sein soll." 

Auf jeden Fall müsse man den Experten mehr Zeit geben. Vranitzky: "Auch ich würde Experten bitten, sich den Kopf zu zerbrechen. Sie sollen aber zwei Jahre Zeit haben und in andere Länder reisen und vergleichbare Museen besuchen." 

Dem zuletzt von der Opposition wie Experten erhobenen Vorwurf der parteipolitischen Vereinnahmung - in einem offenen Brief an Bundeskanzler Wolfgang Schüssel sprachen sich über 200 Historiker für ein Überdenken des Projekts aus - kann Vranitzky einiges abgewinnen: "Das Problem, das ich sehe, sind die Regierungsperioden."

(tó/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.4.2006)