Haus der Geschichte der Republik Österreich"
Umsetzungsstrategie (Roadmap) - Zusammenfassung


Am 22. März 2006 haben Bundesministerin Elisabeth Gehrer und Bundesminister Günther Platter die Arbeitsgruppe zur Errichtung des "Hauses der Geschichte der Republik Österreich" mit dem Auftrag betraut, eine Umsetzungsstrategie (Roadmap) für die Realisierung des Vorhabens zu erstellen. Der Arbeitsgruppe gehören Dr. Manfred Jochum, Univ. Prof. Dr. Stefan Karner, O.Univ. Prof. Dr. Herbert Matis und Mag. Dr. Christian Ortner an. Leiter der Arbeitsgruppe ist Hofrat Dr. Günter Düriegl.

Die Arbeitsgruppe hat 18 weitere namhafte Zeithistorikerinnen und Zeithistoriker als "ständige Expertengruppe" in die Erarbeitung der Roadmap eingebunden, um alle wichtigen wissenschaftlichen Positionen einfließen zu lassen und die ganze Breite der historischen Fragestellungen bei der weiteren Vorgangsweise zu berücksichtigen.
Die Mitglieder der ständigen Expertengruppe sind o. Univ. Prof. Dr. Roman Sandgruber (Sprecher), HR Univ.-Doz. Dr. Brigitte Bailer-Galanda (stv. Sprecherin), o. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Botz, Univ.-Prof. Ernst Bruckmüller, HR Dr. Günter Düriegl, Univ.-Prof. Dr. Michael Gehler, Dr. Tamara Griesser-Pecar, Univ.Prof. Dr. Ernst Hanisch, Dr. Manfred Jochum, Univ.Prof. Dr. Stefan Karner, o. Univ.Prof. Dr. Helmut Konrad, o. Univ.Prof. Dr. Herbert Matis, GD HR Dr. Lorenz Mikoletzky, Dr. M. Christian Ortner, HR Hon. Prof. Dr. Josef Riegler, Univ.-Prof. Dr. Michaela Sohn-Kronthaler, o. Univ.Prof. Dr. Rolf Steininger, Dr. Barbara Stelzl-Marx, HR Univ.Doz. Dr. Erwin A. Schmidl, Dr. Robert Streibel, Univ.Prof. Dr. Arnold Suppan, Univ. Doz. Dr. Heidemarie Uhl.

Auf der Grundlage der Ergebnisse der 12 Sitzungen der Arbeitsgruppe sowie der 8 Sitzungen der ständigen Expertengruppe legt die Arbeitsgruppe nun folgende Umsetzungsstrategie vor:

1. "Haus der Geschichte" soll offenes Forum sein

Das "Haus der Geschichte der Republik Österreich" soll ein offenes Forum sein, auf dem sich Wissenschaft und Öffentlichkeit begegnen, ein Ort der Darstellung neuer Erkenntnisse und der Überprüfung historischen Mythen. Die Sammlung des "Hauses der Geschichte" muss als offener Prozess angelegt werden, denn was heute Gegenwart ist, ist morgen schon Geschichte.

2. Zeitraum und internationale Bezüge

Im Zentrum steht der Zeitraum 1918 bis zur Gegenwart, wobei für die Erklärung mancher Phänomene Rückgriffe in das 19. Jahrhundert und fallweise sogar noch weiter zurück unumgänglich sind. Österreich wird in den europäischen und weltpolitischen Kontext gestellt, denn die Geschichte Österreichs ist von jener Europas und insbesondere jener der angrenzenden Staaten nicht zu trennen. Aber auch weltweite Zusammenhänge wirken auf die Geschichte Österreichs ein.

3. Haus der Geschichte hat drei wichtige Aufgabenbereiche

Das "Haus der Geschichte" vermittelt die wesentlichen Aspekte der österreichischen Geschichte in drei Bereichen:

4. Darstellung von Zusammenhängen

Das "Haus der Geschichte" darf kein bloßes "Geschichtsmuseum" mit Faktendarstellungen sein, sondern muss die großen Zusammenhänge mit der Kunst- und Kulturgeschichte, mit Musik, Film, Literatur und Religion aufzeigen.

Es besteht Konsens darüber, dass die Dauerausstellung auch Brüche und Widersprüchlichkeiten sichtbar machen muss. Betont werden sollen vor allem jene Faktoren, die bis in die Gegenwart weiterwirken und geeignet sind, die gegenwärtige politische, wirtschaftlich-soziale und kulturelle Situation besser zu verstehen.

5. Grundlegende Ausstellungskonzeption

Die Dauerausstellung muss in kompakter Darstellung das Wesentliche vermitteln und den umfassenden, großen Überblick geben. Anzustreben ist, die strenge Chronologie zu Gunsten thematischer Festlegungen aufzubrechen.

Die Sonderausstellungen sind themenorientierte, ergänzende Vertiefungen. Die Sonderausstellungen sollen auch dazu dienen, aktuelle Themen aufzubereiten.

6. Moderne Darstellung mit virtuellen Elementen

Das "Haus der Geschichte" ist offen für alle an der Geschichte Interessierten. Es bietet daher sowohl klassische als auch "spielerische" Zugänge und Präsentationsmethoden unter Einbeziehung jeweils neuester Medien. Hinsichtlich der Notwendigkeit, dem Besucher ein "Ausstellungserlebnis" zu ermöglichen, kommt daher dem "Drehbuch" und der Inszenierung sowohl im realen Ausstellungsraum als auch im virtuellen Raum große Bedeutung zu.

Ziel des "Hauses der Geschichte" muss es sein, jährlich etwa 250.000 Besucher anzusprechen.

7. Organisation

Das "Haus der Geschichte" soll nach dem Modell der Bundesmuseen als Wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts oder als Stiftung realisiert werden. Das Stiftungsmodell würde eine stärkere Einbeziehung der Bundesländer ermöglichen.

Die Leitungsstruktur muss neben der Direktion auch Stabstellen für Wirtschaft, Administration und Öffentlichkeitsarbeit umfassen.

Als beratendes Organ des Direktors/ der Direktorin soll ein wissenschaftlicher Beirat eingerichtet werden. Der wissenschaftliche Beirat ist ein Fachgremium, das von in- und ausländischen Expertinnen und Experten interdisziplinär besetzt ist. Dazu kommen Museumsfachleute, Multimediaexperten, Ausstellungspädagogen, Vertreter einschlägiger Institute der ÖAW, der österreichischen Universitäten, der Boltzmann-Gesellschaft und anderer außeruniversitärer Einrichtungen wie das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes.

8. Raumbedarf und Standort

Um Besucher erfolgreich ansprechen zu können, muss das Museum verkehrstechnisch leicht erreichbar sein, visuell attraktiv auftreten, in einer frequentierten Umgebung liegen sowie klare besucherfreundliche Öffnungszeiten aufweisen.

Zur Abdeckung aller Funktionen des "Hauses der Geschichte" – Ausstellungsflächen, Forschungsstelle und Serviceeinrichtung – ist ein Flächenangebot zwischen 6.000 und 9.000 m2 erforderlich.

Vorerst wurden drei Standorte geprüft, und zwar das Wiener Künstlerhaus, die Alte Aula/ Galerie der Forschung und das Objekt 4 im Arsenal. Eine konkrete Empfehlung kann erst nach Vorliegen einer konkreteren inhaltlichen Konzeption abgegeben werden.

9. Zeitplan für die weitere Umsetzung

Ende Juni 2006

Abgabe der Roadmap an den Auftraggeber.
Beauftragung der Arbeitsgruppe mit der weiteren Konkretisierung des HGÖ entsprechend der Roadmap.

Bis Jahresende 2006

Befassung des Auftraggebers mit der Roadmap.
Vorlage des Vorschlages für ein inhaltliches Grobkonzept durch die Ständige Historiker-Expertengruppe.

Ab 1. Quartal 2007

Beginn der Aktivitäten (z.B. Ausstellung 90 Jahre Republik 2008 durch Adaptierung der Großausstellungen 2005) für die interimistische Präsenz des HGÖ in der Öffentlichkeit bis zur Eröffnung des HGÖ.

1. Quartal 2007

Breite öffentliche Diskussion zum inhaltlichen Grobkonzept der Historiker-Expertengruppe.

2. Quartal 2007

Erstellung eines detaillierten inhaltlichen Konzeptes auf Basis der Diskussion.

Bis Ende 1. Halbjahr 2007

Bestellung eines internationalen Evaluierungsteams.
Klärung von Rechtsform und Finanzierung.

2. Halbjahr 2007

Internationale Evaluierung des inhaltlichen Konzeptes.
Bestellung eines/einer Gründungsdirektors/in.

2008 bis 2010

Klärung der Standortfrage und Baubeginn nach einem Architektenwettbewerb.


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