Wien (OTS) - In Fachkreisen als Geheimtipp gehandelt, von Hugo Portisch aufgespürt und von Peter Dusek für das Historische Archiv des ORF erworben: 1,5 Millionen historische Fotografien lagern im Historischen Archiv des ORF. Die legendären Dokumentationsserien "Österreich I" und "Österreich II" sowie sämtliche historische Dokumentationen des ORF wurden und werden mit diesem Bildmaterial gestaltet. Eine Kooperation zwischen dem ORF und der ÖNB sieht nun vor, diese Bestände vollständig und sofort der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. ÖNB-Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger, ORF-Generaldirektorin Dr. Monika Lindner, Dr. Hans Petschar, Leiter des ÖNB-Bildarchivs, und Dr. Peter Dusek, Leiter ORF-Dokumentation und Archive, stellten in einem Pressegespräch am Mittwoch, dem 3. März 2004, im ORF-Zentrum Wien die neue Kooperation vor. Dr. Hugo Portisch, auf dessen Recherchen zu "Österreich I" und "Österreich II" das Historische Archiv zurückgeht, gab einen Ausblick auf sein ORF-TV-Projekt 2005.

Die Generaldirektorin des ORF, Dr. Monika Lindner, und die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, Dr. Johanna Rachinger, freuen sich über die Synergieeffekte der Kooperation, die es beiden Institutionen ermöglicht, einmal mehr ihrem Bildungsauftrag zu entsprechen und für das österreichische Gedächtnisjahr 2005 "50 Jahre Österreichischer Staatsvertrag" einen entscheidenden Impuls zu setzen.

ORF-Generaldirektorin Dr. Monika Lindner: Gemeinsame Plattform als fotografisches Gedächtnis Österreichs

"Diese Plattform von ORF und Österreichischer Nationalbibliothek wird die größte und bedeutendste Fotosammlung unseres Landes sein - das fotografische Gedächtnis Österreichs. Der Bildungsauftrag des ORF kommt mit diesem Vertrag über die Kernbereiche Fernsehen, Radio und Online hinaus zu einer weiteren wesentlichen Entfaltung. Dank dem Vertrag mit der Österreichischen Nationalbibliothek können wir einer interessierten Öffentlichkeit unsere fotografischen Archivschätze zur Verfügung stellen."

ÖNB-Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger: Kooperation erfüllt Bildungsauftrag gegenüber der Öffentlichkeit

"Diese Kooperation mit dem ORF ist ein Meilenstein auch in der langjährigen Geschichte des Bildarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek. Wir erfüllen mit dieser Zusammenarbeit vor allem auch einen Bildungsauftrag, weil diese kostbaren Bildbestände nicht nur für die Wissenschaft erschlossen, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden."

ORF-Fotos als Dauerleihgabe an ÖNB für Wissenschaft und Forschung

Die unschätzbaren Dokumente zur Alltags- und zur politischen Geschichte Österreichs werden als Dauerleihgabe in das Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek überführt, konservatorisch behandelt, fachgerecht archiviert und im Lesesaal des Bildarchivs sowie im Internet für wissenschaftliche Arbeit und kommerzielle Verwertung zugänglich gemacht.

Der Leiter des ORF-Archivs, Dr. Peter Dusek, betont die strategische Bedeutung der Zusammenarbeit mit dem Bildarchiv der ÖNB als der "einzigen und richtigen Zentralstelle für die historische Bilddokumentation in Österreich".

Der Leiter des Bildarchivs der ÖNB, Dr. Hans Petschar, würdigt Peter Dusek als "Pionier der historischen Bilddokumentation in Österreich" und freut sich, "dass die Ergebnisse jahrzehntelanger Dokumentationstätigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des historischen Archivs in die Recherchedatenbanken der ÖNB integriert und für Bildung und Forschung allgemein zugänglich gemacht werden können".

Herbert Hayduck, stellvertretender Leiter des ORF-Archivs, betont die strategische Entscheidung der Kooperation: Das Archiv des ORF konzentriert sich auf die Kerntätigkeit der Film- und Videodokumentation sowie die Langzeitsicherung und Digitalisierung der wertvollen Bestände aus 50 Jahren Fernsehgeschichte. Das Bildarchiv der ÖNB übernimmt als zentrale Ansprechstelle für die historische Bilddokumentation die Archivierung, Erschließung und Verwertung der fotografischen Bestände. Für Produktionen des ORF stehen die fotografischen Quellen auch in Zukunft zur Verfügung, ergänzt um den historischen Bilderschatz der Österreichischen Nationalbibliothek.

Das Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek ist die größte Dokumentationsstelle historischer und zeitgenössischer Fotografie in Österreich. Die Themenbereiche der rund zwei Millionen Objekte sind breit gestreut und haben Österreichbezug. Schwerpunkte sind Porträts, die Atelierfotografie sowie die Dokumentation von Architektur und Reportage in der Zeit von 1870 bis 1970. Bereits früheste Fotografien (Daguerreotypien) fanden Eingang in die über 150 Jahre alte Sammlung, die vom österreichischen Kaiserhaus begründet wurde.

Zu den bedeutenden Beständen zählen heute die frühen Farbfotografien von Heinrich Kühn (um 1900), die Porträts von Madame d'Ora und Ferdinand Schmutzer (um 1920), die Architekturfotografien von Lucca Chmel sowie der Nachlass von Joe Heydecker und der Vorlass von Harry Weber.

Der Bereich der Reportagefotografie und die fotografische Dokumentation der Geschichte Österreichs nach 1945 bilden seit einigen Jahren den Schwerpunkt der Sammlungspolitik. So konnten 2003 der Nachlass des Sportfotografen Lothar Rübelt und 2004 der Nachlass Otto Croy (Wien 1945 bis 1950) von der Österreichischen Nationalbibliothek angekauft werden.

Durch die Kooperation mit dem ORF erweitert sich der verfügbare fotografische Bestand des Bildarchivs auf drei Millionen Objekte, die in Recherchedatenbanken auch über Internet angeboten werden. Die Serviceleistungen der Österreichischen Nationalbibliothek umfassen die Benützung der Originalbestände vor Ort, ein Digitalisierungsservice "on demand" und ab Mai 2004 die Präsentation von 50.000 thematisch ausgewählten Bildern via Internet. Die Bestände des ORF-Archivs werden in die Service-Infrastruktur des Bildarchivs integriert. Anfang Mai stehen bereits die ersten 10.000 Bilder digital zur Verfügung.

Rückfragehinweis:
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   Mag. Irina Kubadinow
   Österreichische Nationalbibliothek
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