Barbara
Toth (Standard, 1.2.2006) ÖVP
bastelt an neuem Museumskomplex Wien - Eigentlich hätte die Ausgliederung des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM)
schon Anfang Jänner im Ministerrat beschlossen werden sollen, doch dann
legte sich das BZÖ, allen voran Ex-Verteidigungsminister und Klubchef
Herbert Scheibner, quer. Seitdem ist das Thema ein Streitfall in der
Koalition. Es geht
um viel: In der ÖVP gibt es schon seit geraumer Zeit den Wunsch, das überfüllte
und zuletzt wenig erfolgreiche Militärmuseum zu privatisieren und in
einen neu geschaffenen Museumsbund einzubringen, der die jüngste
Zeitgeschichte umfasst. Neben dem HGM soll eine Art
"Nationalmuseum" geschaffen werden und möglicherweise auch das
Kriegsarchiv, derzeit im Staatsarchiv beheimatet, angedockt werden.
Kanzler Wolfgang Schüssel hat sich bereits offen zum Projekt bekannt.
Was auf den ersten Blick wie eine Orchideendebatte für historisch
Interessierte anmutet, hat wichtige gesellschaftspolitische
Implikationen: Museen sind Identifikationsorte; wie und vom wem sie
gestaltet werden, somit eine hochpolitische Entscheidung. Entsprechend
heftig wird die Auseinandersetzung hinter den Kulissen geführt. Das BZÖ
wirft der ÖVP vor, die Privatisierungspläne seien auf den Grazer
Historiker Stefan Karner zugeschnitten, der von der ÖVP gefördert werde - und im Übrigen als Kriegsfolgenforscher fachlich
durchaus infrage käme. Ein Name, der in diesem Zusammenhang ebenfalls
fällt, ist der des ehemaligen HGM-Direktors Manfried Rauchensteiner. Wer immer Direktor des geplanten, neuen
"Zeitgeschichte- Museumsverbunds" wird, hat jedenfalls eine
machtvolle Position - vergleichbar etwa mit jener Wilfried Seipels vom
Kunsthistorischem Museum, der mit Theater- und Völkerkundemuseum, den
Museen in der Neuen Burg, Wagenburg sowie dem Tiroler Schloss Ambras ein
kleines Museumsimperium regiert. Im Verteidigungsministerium, dem das HGM unterstellt
ist, arbeitet derzeit jedenfalls eine Kommission an einem
Ausgliederungskonzept. Dem Vernehmen nach wäre das BZÖ inzwischen aber
auch bereit, sich die Zustimmung zur HGM-Ausgliederung
"abkaufen" zu lassen. Im Gegenzug müsste Verteidigungsminister
Günther Platter (ÖVP) nur einige den Orangen nahe stehende Militärs bei
der anstehenden Heeresform "berücksichtigen"
. |