Neustart beim Haus der Geschichte
Gespräch zwischen Gusenbauer und Molterer geplant

Der Standard, 4. Mai 2007

Wien - "Sehr bald" soll es zu einem Koalitionsgipfel in Sachen Haus der Geschichte
zwischen Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP)
kommen. Das erklärte Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) bei einer von
der jüdischen Zeitschrift NU veranstalteten Diskussionsveranstaltung zum Thema
"Die neue Koalition und das Judentum" am Mittwochabend in Wien. "Es soll ein
Projekt der Begegnung, der Auseinandersetzung und des Diskurses werden", sagte
Schmied. Eine neue Projektgruppe soll eingesetzt werden. Ihr Diskussionspartner,
Umweltminister Josef Pröll (ÖVP), kündigte an, dass die Volkspartei im kommenden
Jahr - im Übrigen auch ein Gedenkjahr (70 Jahre 1938) - ihren Bericht über die 
Aufarbeitung der Parteigeschichte während der NS-Zeit und danach vorlegen werde. 
Pröll: "Ich werde mich persönlich dafür einsetzen." Während die SPÖ sich mit den 
"braunen Flecken" in ihrer Vergangenheit auseinandergesetzt hat, fehlt ein 
entsprechendes Werk von schwarzer Seite.

Dollfuß als Mahnung

Pröll präzisierte auch sein Verhältnis zum umstrittenen christlich-sozialen 
Ständestaat-Kanzler Engelbert Dollfuß (1932-1934), dessen Bild im VP-Nationalratsklub hängt. 
"Ich sehe dieses Bild mehr als Mahnung denn als Ehrung. Das ist ein absolut schwieriges Kapitel."
Abhängen möchte er es aber nicht.

Kritische Worte fand Pröll auch für die Äußerung des jetzigen Sportstaatssekretärs 
Reinhold Lopatka (ÖVP). Dieser hatte in seiner Funktion als ÖVP-Generalsekretär 
nach der Wahl von einem "beispiellosen US-israelischen Schmutzkübel-Wahlkampf" 
der SPÖ gesprochen. "Das hat eine antiamerikanische, antisemitische Konnotation, 
die schlecht ist. Auf diesem Klavier zu spielen ist brandgefährlich." Auch Schmied 
übte Kritik an ihrer Partei. Den Begriff "Jugendtorheiten" hätte sie im Zusammenhang 
mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Straches Wehrsportfotos "so nicht gesagt" (tö)