Habsburger-Museum nur im Internet

10.07.2007 | 18:15 |  GERHARD BITZAN UND RAINER NOWAK (Die Presse)

Entgegen der Ankündigung der Regierung wird kein Habsburger-Museum in Schönbrunn geschaffen.

WIEN. Das im Regierungsprogramm angekündigte Habsburger-Museum in Schönbrunn kommt nicht. Zumindest nicht real. Es soll statt dessen eine virtuelle Plattform sein. „Da kommt sicher kein klassisches Museum mit eigenen Räumlichkeiten und Artefakten“, sagt Schönbrunn-Chef Franz Sattlecker der „Presse“. „Es wäre auch schwierig, etwa von der Schatzkammer oder Gemäldegalerie die notwendigen Objekte für ein neues Museum zu bekommen.“

Im Regierungsübereinkommen zwischen SPÖ und ÖVP vom Jänner wurde jedenfalls lapidar in einem Satz angekündigt, dass ein „Museum über die Geschichte der Habsburger im Schloss Schönbrunn“ kommen soll. Seither herrschte Stillschweigen, über das Projekt gelangte wenig an die Öffentlichkeit. Im Rande einer Bilanz-Pressekonferenz der Schönbrunn-Betriebsgesellschaft, bei der übrigens auch die Verträge von Sattlecker und Co-Geschäftsführer Wolfgang Kippes (nach 15-jähriger Tätigkeit) um weitere fünf Jahre verlängert wurden, sind nun Details über die Museumspläne bekannt geworden: Als erster Schritt ist das Habsburger-Museum als rein virtuelle Plattform im Internet konzipiert, auf der die Geschichte und Herrscherpersönlichkeiten der Habsburger präsentiert werden. Von dort soll es Verlinkungen zu allen Marketing-Partnern geben, wie etwa die Hofburg, den Tiergarten Schönbrunn oder auch Schloss Hof in Niederösterreich.

Einen Hauch von realem Museum könnte es erst ab etwa 2010 geben, wenn der Schönbrunner Gardetrakt zu einem Besucherzentrum mit Kassa und Shop umgebaut worden ist. Derzeit sind dort noch ein Kindergarten und die Universität für Musik und Darstellende Kunst untergebracht, die aber ausziehen werden. Das neue Visitor-Center soll dann der zweite Schritt zum Habsburger-Center sein: Dort wird es dann Infos und Präsentationen über Persönlichkeiten der Habsburger-Zeit geben. Damit soll, so die Schönbrunn-Betreiber, schon in der Wartezone, die zu einem Infotainment-Areal ausgebaut wird, „Neugier auf den Besuch imperialer Attraktionen geweckt werden“. An den Details wird derzeit aber noch gearbeitet.

Ein anderes historisches Projekt der Bundesregierung soll hingegen heute, Mittwoch, auf Schiene gesetzt werden: Bei der Kurz-Klausur – siehe auch Seite 2 – soll die Ausrichtung der Ausstellung „90 Jahre Republik“ beschlossen werden, beauftragt soll damit Historiker Stefan Karner werden, der schon mehrmals für die Regierung tätig war – unter VP-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel.

Bitte warten, heißt es hingegen weiterhin beim Haus der Geschichte, das seit mehreren Jahren heftig diskutiert wird: Zuletzt war weniger Inhalt und Konzeption – mehr Erfolgsgeschichte 2.Republik oder doch mehr Shoa- Schwerpunkt? – eines solchen Zeitgeschichte-Museums, denn der Standort umstritten. Kaum ein leeres oder frei werdendes Gebäude an halbwegs prominenter Adresse, das in den vergangenen Jahren nicht genannt wurde. Die SP-Seite favorisiert einen Neubau – am besten auf der Donauplatte, wo die Stadtentwicklung ohnehin stockt. Und dann wäre noch die Finanzierung ungeklärt. An der spießt sich auch weiterhin ein weiteres Prestigeprojekt für Wien: ein Wiesenthal-Center, in dem sowohl die Archive Simon Wiesenthals als auch der Kultusgemeinde zusammengefasst werden sollen. Dafür gibt es bisher mündlich vage Zusagen von Stadt und Bund.

BESUCHER-REKORD

Schloss Schönbrunn war auch im Jahr 2006 mit 2,5 Millionen Besuchern Wiens beliebteste Touristen-Attraktion. Die Museen in der Hofburg (z.B. Sisi-Museum) lockten 634.000 Menschen an. Eine erste Zwischenbilanz 2007 lässt auf leichte Rückgänge im Vergleich zum guten Mozartjahr 2006 schließen. [Clemens Fabry]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2007)