DER STANDARD, 12. April 2003 Aus: Die Freiheit ist ein Geschenk des Himmels Die Kunst mag zuzeiten tatsächlich zu einem der letzten Verständigungsmittel zwischen Völkern und Menschen werden. Das CAT-Projekt im Flakturm könnte so ein Projekt sein: Vergangenes Wochenende unterzeichneten MAK-Chef Peter Noever und der kalifornische Developer Frederick Smith im kriegsdüsteren New York eine gemeinschaftliche Absichtserklärung. Ein Stimmungsbild von Ute Woltron ... In einem New York, das noch das alte New York vor 9/11 war, stellte die Schau ein österreichisch-internationales Projekt vor, das sich die Architekten Sepp Müller und Michael Embacher gemeinsam mit MAK-Direktor Peter Noever im fernen Wien ausgedacht hatten. Eine kühne und sympathische Angelegenheit, die nur verwirklicht werden kann, wenn viele an einem gemeinsamen Strang ziehen: Der Flakturm im Arenbergpark könnte zu einem Contemporary Art Tower ausgebaut werden, mit vergleichsweise geringen, aber effizienten Mitteln. Rund 22 Millionen Euro würde der Ausbau in der Optimalform kosten, etwa zwei Drittel davon wäre über Investoren zu finanzieren. Internationale Künstler könnten sodann eingeladen werden, den geschichtsträchtigen Ort des Zweiten Weltkriegs zu bespielen, vor Ort eine Zeit lang zu arbeiten, die entstandenen Werke hier zu lassen, quasi zu spenden. Österreich, an Gegenwartskunst ohnehin arm, würde auf diese Weise über die Jahre eine außergewöhnliche Sammlung akquirieren, die ansonsten unleistbar wäre. Das meint jedenfalls Peter Noever, und renommierte Künstler geben ihm Recht. Jenny Holzer etwa hat einen Beitrag bereits ausgearbeitet, ebenso James Turrell: "Aus einer Struktur, die für die Verteidigung gegen Dinge vom Himmel gemacht war, wird ein Ort, der uns in den Himmel bringt." Zu sehen war damals in der New Yorker Heaven's-gift-Ausstellung auch ein Video. Es zeigte eine zerbombte Stadt, mitten drin der mächtige Betonturm mit seinen Fliegerabwehrkanonen, Gefechtsfeuer, Trümmermenschen. Wien. Der Krieg von seiner scheußlichsten Seite ... Das Erste, was ich sagen will", meint Frederick Smith unmittelbar nach dem Shakehands und ohne auch nur andeutungsweise zu lächeln, "ist: Ich bin unglücklich über diesen Krieg." Smith kommt soeben aus Kalifornien, wo man, wie er betont, mehrheitlich seiner Meinung sei. Er hat dort schon vor Jahren gemeinsam mit dem Architekten Eric Owen Moss eine kleine Stadt mitten in die Slums von Los Angeles gesetzt, Bildungs- und Schulungsprogramme gestartet, die Leute von der Straße geholt, Hightech-Industrie angesiedelt. Culver City heißt der Ort, Smith hatte die Idee und fand die Investoren, die sie umsetzten. Jetzt sitzt er in Sachen CAT im Café Sabarsky in der Neuen Galerie des Ronald Lauder, neben ihm Peter Noever, hinter den Fenstern der Central Park. Man ist in Erwartung des Hausherrn. Sobald der da ist - in feinstem Tuch und Brillantine -, wird ein Letter of Intent unterzeichnet, eine Absichtserklärung, die eine Realisierung des Flakturm-Projektes in Angriff nehmen will. Smith verpflichtet sich darin, auch für Wien Investoren zu finden, die Details müssen mit Bund und Stadt in weiterer Folge geklärt werden. Ronald Lauder, Ex-US-Botschafter in Wien und Erbe eines nicht unbeträchtlichen Vermögens, findet geschmeidig lobende Worte: Die Kunst sei ein völkerverbindendes Element, das CAT-Projekt einzigartig und eine Chance für Wien, etwas weltweit Einmaliges inszenieren zu dürfen... © DER STANDARD, 12./13. April 2003 |