Nachwehen des Jubiläumsjahrs

Streit zwischen ÖVP und Androsch um Finanz-Zusagen für Staatsvertrags-Ausstellung 

Wien - Einen veritablen Schlagabtausch hat es am Donnerstag zwischen der ÖVP und dem Industriellen Hannes Androsch gegeben. Der frühere SP-Politiker Androsch hatte die Vorgehensweise von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel im Zusammenhang mit dem geplanten "Haus der Geschichte" scharf kritisiert. VP-Generalsekretär Reinhold Lopatka bezeichnete das als "Chuzpe" und behauptete im Gegenzug, dass Androsch seine Finanzierungszusage für die Staatsvertrags-Ausstellung im Belvedere nicht eingehalten hätte - was Androsch wiederum nicht auf sich sitzen lassen wollte. 

Hintergrund: Die Belvedere-Ausstellung "Das neue Österreich" war von einem Personenkomitee rund um Androsch und den früheren IV-Generalsekretär Herbert Krejci initiiert worden. Das Budget von 2,1 Mio. Euro sollten zu je einem Drittel von den Initiatoren, vom Bund und von der Gemeinde Wien aufgebracht werden. Laut Lopatka musste das Kanzleramt jedoch die "aushaftende Finanzierungszusage" des Androsch-Komitees übernehmen. 

Vorwürfe zurück gewiesen

 Androsch weist dies zurück: "Wir haben die 700.000 Euro aufgebracht", versicherte er am Donnerstag. Der Bund habe jedoch zusätzlich zu seinem vereinbarten Anteil noch einmal 300.000 Euro beigetragen, um "Komplementäraktivitäten" wie die Herausgabe eines Buches und Veranstaltungen für Jugendliche zu finanzieren. "Ich finde das empörend, wenn er jetzt erzählen lässt, er hätte uns die Ausstellung finanziert", so Androsch. 

Bezahlt habe der Bund die zusätzlichen Gelder deshalb, weil Firmen wie die OMV, die Voest und Raiffeisen von Schüssel "sanft unter Druck gesetzt" worden seien, für die vom Kanzler unterstützte Jubiläumsjahr-Aktion "25 Peaces" zu spenden und daher kein Geld für die Belvedere-Ausstellung hergeben wollten, sagt Androsch: "Die haben gesagt: Wir können euch für die gemeinsame Ausstellung nichts geben, das nimmt uns der Herr Bundeskanzler ab." Darüber habe er sich bei Schüssel beschwert, woraufhin der Kanzler noch zusätzlich 300.000 Euro zugesagt habe. "Das war so eine Art Schweigegeld", bilanziert Androsch.

 Die Kostenaufteilung

 Von den reinen Ausstellungskosten für die Staatsvertrags-Schau im Belvedere in Höhe von 2,3 Mio. Euro habe der Bund eine Mio. Euro, das Land Wien 700.000 und das Komitee rund um Hannes Androsch Ex-IV-Generalsekretär Herbert Krejci den Rest, also 600.000 Euro, bezahlt. Androschs Komitee habe weiters die Mittel für mit der Ausstellung im Zusammenhang stehende Aktivitäten wie Dokumentation oder CDs in Höhe von rund 130.000 Euro aufgebracht, erklärte die Sprecherin des zuständigen Staatssekretär Franz Morak, Katharina Stourzh.

 Die Kosten für die Ausstellung seien letztlich mit 2,3 Mio. Euro höher gewesen als ursprünglich - mit 2,1 Mio. - angenommen. Für den ursprünglichen Betrag sei die Drittelung der Kosten auf Bund, Länder und Androsch vereinbart worden, erläuterte Stourzh. (APA)