Votum für ein Haus der Geschichte am Heldenplatz
Posted by Thomas
Trenkler on
Donnerstag, November 27, 2014
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Das
Haus der Geschichte der Republik ist ein uraltes Projekt. Die
Realisierung scheiterte auch daran, weil sich die
Koalitionspartner SPÖ und ÖVP
lange Zeit nicht darauf einigen konnten, wie die Geschichte in
heiklen Phasen,
also der Bürgerkrieg im Februar 1934 und der Austrofaschismus,
dargestellt
werden soll.
Das
jüngste Konzept hatte Alfred Gusenbauer (SPÖ) 2007 in Auftrag
gegeben: Es verschwand nach dessen ruhmlosem Ende als
Bundeskanzler in der
Beamtenschublade, ohne je öffentlich diskutiert zu werden.
Quasi
als Ergänzung hatte Präsidialchef Manfred Matzka damals, Ende
2008, vorgeschlagen, das geplante Haus der Geschichte der
Republik zwischen
Volksgarten und Heldenplatz zu errichten. Also an jenem Ort,
der zum
Kristallisationspunkt österreichischer Geschichte geworden
war: 1925 fand auf
dem Heldenplatz eine Massenkundgebung für den Anschluss an das
Deutsche Reich
statt, 1931 eine „Völkische Kundgebung“ der
Nationalsozialisten, 1934 eine
Trauerkundgebung für den von illegalen NS-Mitgliedern
ermordeten
Ständestaat-Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, 1935 eine Parade
der Ostmärkischen
Sturmscharen und so weiter.
Vom
Balkon der Neuen Burg aus verkündete Adolf Hitler am 15. März
1938
den Anschluss der „Ostmark“ ans Deutsche Reich. Und von diesem
aus winkte
Nobelpreisträger Elie Wiesel im Juni 1992 beim „Konzert für
Österreich“ den
Menschen zu.
Matzkas
Vorschlag wurde damals kontroversiell diskutiert.
Architekturkritiker Friedrich Achleitner hielt nichts von der
Idee, ein neues
Bauwerk zu errichten: „Die Republik würde Imperialismus
spielen – ein falsches
Symbol. Es ist ein Glück, dass der zweite Flügel der Hofburg
nicht mehr gebaut
wurde. Es gibt dadurch zwar einen Bruch, aber es ist ein
großartiger Stadtraum
entstanden.”
Doch nun
regte Kulturminister
Josef Ostermayer (SPÖ) an, das Haus der Geschichte im Corps de
Logis der Neuen
Burg zu realisieren. Die Idee ist nicht nur reizvoll, sie
liegt auch nahe. Weil
die Geschichte der Republik unter anderem auch mit den
Exponaten der
Österreichischen Nationalbibliothek erzählt werden soll – und
diese befindet
sich an mehreren Standorten in der Hofburg.
Zudem
existierte von 1945 bis 1975 in der Neuen Burg ein „Museum
Österreichischer Kultur“
als Teil des Kunsthistorischen Museums. Der Publizist Martin
Fritz,
der gegenwärtig über die Hofburg forscht, machte in
einem Facebook-Eintrag auf
dieses Faktum
aufmerksam: „Nahezu
dreißig Jahre lang – zuletzt in den Räumen des heutigen
Ephesos Museums –
beherbergte die Neue Burg eine Dauerausstellung, gegründet
von August Loehr, deren
Aufgabe in den KHM-Jahresberichten folgendermaßen
beschrieben wurde: ,Das
Museum Österreichischer Kultur hat die Aufgabe, optisch
leicht erfassbar die
österreichische Geschichte besonders in Hinblick auf die
kulturelle,
wirtschaftliche und soziale Entwicklung darzustellen und
dabei die
österreichischen Leistungen hervorzuheben.’
Eine
Fortsetzung fand das MÖK von 1987 bis 1994 in Eisenstadt. Dirk
Rupnow hat in „Nation ohne Museum“ auch darüber geschrieben.“
è Nation ohne Museum?
Diskussionen, Konzepte und
Projekte, in: Dirk Rupnow/Heidemarie Uhl
(Hg.),
Zeitgeschichte
ausstellen in Österreich. Museen – Gedenkstätten –
Ausstellungen, Wien –
Köln
–
Weimar (Böhlau) 2010
Eine
Leistungsschau kann natürlich nicht das Ziel eines Hauses der
Geschichte sein. Aber der Standort wäre hervorragend. Einziger
Wermutstropfen
wäre die Redimensionierung des geplanten Weltmuseums. Doch das
ist ein anderes
Thema. Und über dieses muss gesondert diskutiert werden.