Manfried Rauchensteiner:  Militärhistoriker mit dem Blick fürs Heute

(Die Presse) 27.06.2005

Die leise Wehmut ließ er sich nicht anmerken, als er in der Vorwoche die letzte von ihm kuratierte Sonderausstellung präsentierte: "Phönix aus der Asche" dokumentiert die Bombenschäden im Heeresgeschichtlichen Museum im Arsenal und die mühsamen Jahre des Wiederaufbaus. "Phönix aus der Asche": Das wird es für Manfried Rauchensteiner selbst nicht spielen. Zumindest nicht im Rahmen des Museums und des Heeres, dem dieses Bundesmuseum unterstellt ist. Der Direktor geht im August. Die Kommission zur Findung eines Nachfolgers tagt am 7. Juli, hat aber nur beratenden Charakter. Verteidigungsminister Platter kann ganz nach Lust und Laune entscheiden. Man wird bald sehen, welche Laune ihn leitet. Der abgehende Direktor und auch schon sein Amtsvorgänger Allmayer-Beck haben die Latte sehr hoch gelegt. Rauchensteiner zählt zu den besten Militärhistorikern des Landes. Was in dem kleinen neutralen Land wie ein "Orchideenfach" anmuten mag, gewinnt durch Österreichs Geschichte freilich an Bedeutung: Die Dokumentation der Geschichte einer europäischen Großmacht bis 1918 - ohne Nostalgie, aber dennoch spannend dargeboten. Rauchensteiner wollte aus dem Museum mehr machen: Ein "Haus der Geschichte", ein "Nationalmuseum". Dazu ist es bis heute nicht gekommen. Denn darauf legten die Regierenden wenig Wert, ganz egal, welche Koalition gerade am Ruder war. Auch im Regierungsprogramm Schüssels ist das Projekt enthalten - geschehen ist rein gar nichts. 

Zur Person

Name: Univ.-Prof. Dr. Manfried RauchensteinerGeboren 1942 in Villach.Karriere: Seit 1975 Universitätsdozent für Österreichische Geschichte in Wien und Innsbruck. Von 1988 bis 1992 Leiter des Militärhistorischen Dienstes im BMfLV. Seit 1992 Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums, 1996 Außerordentlicher Universitätsprofessor.

Jüngstes Buch: "Stalinplatz 4 - Österreich unter alliierter Besatzung" (Böhlau)