Die Pläne und Vorarbeiten für ein "Haus der Geschichte" in
Österreich sind mittlerweile schon mehr als fünf Jahre alt. Das
"Haus der Geschichte" hat eine eigene Geschichte, die zunächst
von einer heftigen Standort-Debatte überlagert wurde. Leon Zelman vom
Jewish Welcome Service wollte unterstützt von einigen Politikern immer
das Palais Epstein an der Wiener Ringstraße neben dem Parlament zu
einem "Haus der Toleranz", wie Zelman es nannte, umbauen. Doch
das Palais Epstein war schon für Parlamentszwecke reserviert und dabei
blieb es auch. Das adaptierte Palais wird im Herbst eröffnet und unter
anderem eine öffentlich zugängliche Dauerausstellung über den Beitrag
der Juden zur Kultur Österreichs beherbergen.
Inhalt wichtiger als Standort
Nationalratspräsident Andreas Khol (ÖVP): "Das Projekt des
'Hauses der Geschichte' ist nicht auf Eis gelegt". Allerdings habe
er zuerst die Beilegung des Konflikts um das Palais Epstein abgewartet.
Das sei geglückt. Das Palais Epstein werde im Beisein von Wiens Bürgermeister
Michael Häupl (SPÖ) und Leon Zelman am 25.Oktober eröffnet. werden.
Gleich danach will Andreas Khol die Gespräche über das Projekt
"Haus der Geschichte" aufnehmen. Wobei Khol zunächst die
inhaltlichen Fragen klären will. Die Standortfrage sei sekundär, primär
gehe es darum, was das "Haus der Geschichte" sein soll: ein
Ausstellungshaus, ein Gedankenzentrum oder ein klassisches Museum.
"Da gibt es viele Vorbilder", so khol.
"Nationale Kraftanstrengung" für 35 Mio. Euro
Experten meinen, dass eine lebendige und moderne Präsentation der österreichischen
Geschichte, von der Gründung der Republik bis in die heutige Zeit, am
besten wohl in einem Neubau umgesetzt werden könnte. Also ist alles
auch eine Frage des Geldes, wobei zuletzt von einer Größenordnung von
35 Millionen Euro die Rede war. "Allein privat ist das Geld nicht
auftreibbar", meint der Nationalratspräsident. Khol hofft auf eine
Partnerschaft mit den österreichischen Gebietskörperschaften und der
Wirtschaft, eine "nationale Kraftanstrengung im Konsens
aller".
Eröffnung 2010?
Und wann könnte das "Haus der Geschichte" seine Pforten öffnen?
Andreas Khol verweist auf seine Erfahrungen mit den zu Ende gehenden
Planungs- und Umbauarbeiten im Parlament: Da habe er gesehen, "dass
diese Dinge in eineinhalb bis zwei Jahren konzeptiv zu erledigen
sind." Seine Schätzung für das "Haus der Geschichte":
"2010 wäre ein gutes Datum".
"Maximaler Einsatz"
Und an ein Scheitern will der Nationalratspräsident erst gar nicht
denken. Er werde sich maximal einsetzen und sei nicht gewohnt, dass
Projekte scheitern, die er ernsthaft verfolge, so Khol.
Im eigentlich zuständigen Bildungsministerium hat man derzeit andere
Sorgen. Für eine Stellungnahme zum "Haus der Geschichte" war
dort niemand erreichbar.