Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte kritisiert Politiker

Die Regierung hat das Projekt "Haus der Geschichte" auf Eis gelegt - aus Kostengründen, obwohl es im Regierungsprogramm steht.
Das kritisiert Oliver Rathkolb, Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte, im Ö1-Mittagsjournal. Er wirft den heimischen Politikern mangelndes Interesse vor.

Wie zuletzt aus einer parlamentarischen Anfrage des BZÖ an den Bundeskanzler hervorging, ist für ein Haus der Geschichte weder heuer noch im nächsten Jahr Geld eingeplant. In vielen anderen Ländern sind historische Museen vielbesuchte Sehenswürdigkeiten, in Österreich dagegen scheitere das Haus der Geschichte am fehlenden Interesse der Politiker aller Fraktionen, meint der Historiker Rathkolb.

Das Haus der Geschichte steht in allen Regierungsprogrammen des letzten Jahrzehnts, Konzepte gab es mehrere und auch viele Vorschläge für einen Standort. Aber während etwa das Deutsche Historische Museum in Berlin gleich viele Besucher anzieht wie in Wien das Kunsthistorische Museum, ist das Projekt in Österreich bisher gescheitert.

Keine Grundentscheidung für Haus der Geschichte

Die Vermittlung der eigenen Geschichte sei ein wesentliches Element politischer Bildung in einer Demokratie, so Rathkolb. Trotz immer wieder aufflackernder Debatten zu merkwürdigen geschichtlichen Äußerungen von Abgeordneten, habe man sich nicht zu einer Grundentscheidung für ein Haus der Geschichte entschließen können.

Der jetzige Stopp in Sachen Haus der Geschichte wird mit dem Budget argumentiert - weder 2011 noch 2012 sei dafür Geld eingeplant - auch wenn man grundsätzlich an dem Projekt festhalte, hieß es zuletzt in der parlamentarischen Anfragebeantwortung des Bundeskanzlers. Dabei gehe es weniger um die Errichtungskosten, meint Rathkolb, sondern mehr um die anschließenden laufenden Kosten. Nachdem es in Wien jetzt um den Neubau des Wien-Museums würde das Geld für das Haus der Geschichte fehlen.  (red, derStandard.at, 3.6.2011)